Sprache ist Kreativität. Sie bietet die vielfältigsten Möglichkeiten immer wieder aufs Neue kreativ zu werden. Denn für Sprache gilt eine grundlegende Regel: Sie ermöglicht es uns, in unbegrenzter Weise schöpferisch tätig zu werden. Mit jedem Satz, den wir sagen, haben wir die Möglichkeit, etwas zu sagen was noch nie zuvor auf genau diese Art gesagt wurde. Und genauso können wir jederzeit neue Wörter schaffen, die noch nie zuvor gesagt wurden.

Ein Gedicht aus dem Roman „Alice im Wunderland“ macht dies auf eindrucksvolle Art deutlich:

Es brillig war. Die schlichte Toven
Wirrten und wimmelten in Waben
Und aller-mümsige Burggoven
Die mohmen Räth‘ ausgraben.

Wörter wie „brillig“, „Toven“, „mümsig“ und „Räth“ ergeben keinen Sinn. Und trotzdem folgen sie den grammatikalischen Regeln. Wir erkennen die Wortart, ob Adjektiv oder Substantiv, ohne die Bedeutung erfassen zu können. Und gerade deswegen sind solche Sprachspiele tolle Beispiele der Linguistik, die diese Eigenschaft von Sprache auf besondere Weise sichtbar machen.

Sprachliche Kreativität auch im Alltag

Aber auch abseits der Fiktion begegnen wir kreativen Sprachprodukten. Und vor allem ein ganz spezielles Handwerk beweist uns, wie das aussehen kann. Über ganz Deutschland sind die gesuchten Läden verteilt. An jeder Straßenecke kann man sie finden. Viele verbindet eine Hassliebe mit diesem Gewerbe. Manche lassen dort ein Vermögen, andere bevorzugen es günstig. Und doch ist es eine Anlaufstelle für uns alle, deren Wichtigkeit für unser Wohlbefinden uns erst in der Coronakrise so wirklich bewusst wurde. Die Rede ist von Friseuren. Über 80.000 Friseurbetriebe gibt es in Deutschland. Und vielleicht ist diese Masse auch der Grund, warum sich so viele Haarschneidemeister auf eine derart kreative Namenssuche begeben.

Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass viele Friseure ihr Handwerk als kreative Selbstverwirklichung verstehen. Und das zeigt sich eben auch an ihrem Umgang mit Kreativität und Sprache. Neologismen, also Wortneuschöpfungen, sind unter Friseuren weiter verbreitet als bei Hermann Hesse und seinen Kollegen in der Lyrik. Ob sie jedoch dieselbe Schöpfungshöhe erreichen, muss jeder für sich beantworten.

Wir wollen hier an dieser Stelle unsere ganz persönlichen Highlights sammeln, die uns jedes Mal wieder einen Schmunzler aufs Gesicht zaubern:

  • Pony & Clyde
  • Monhaarlisa
  • Hair Force One
  • Kamm Bodscha
  • Haar Zwei Ohh
  • Open Hair
  • GmbHaar
  • haar la carte

Wir stellen abschließend  die Frage in den Raum, was wäre, wenn Metzger genauso einfallsreich wären. „Kalb Fiction“, „Tick, Trick und Hack“ oder „Lende gut, alles gut“? Vielleicht sollten die Fleischhauer/Metzger/Fleischer, und wie sie in den Ecken Deutschlands heißen, ihren Mut beweisen. Die Deutsche Sprache stellt auf jeden Fall alle nötigen Mittel für mehr Kreativität mit der Sprache bereit.

 

Für alle Interessierten:

Mit unserem Buch ermöglichen wir jedem Interessierten einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Sprachprofiler. Es erwartet Sie ein spannender Mix aus echten Fällen und ein Einblick in die Methoden der forensischen Linguistik. Ganz nebenbei erfahren Sie, wie Sie in Zukunft noch treffsicherer kommunizieren. Hier geht es direkt zum Buch.

 

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