Der Begriff forensische Linguistik taucht erstmals 1968, in der Veröffentlichung a case for forensic linguistics, von Jan Svartvik auf. Darin beschreibt er den Einsatz linguistischer Methoden, um den Fall eines Serienmörders zu untersuchen. Wichtige Publikationen im deutschsprachigen Bereich folgen dann ab den 1980er Jahren. Beispielsweise, 1981, Der Linguist als Gutachter bei Gericht, von Hannes Kniffka. Kniffka hat bereits in den 70er Jahren, an der Universität Köln linguistische Gutachten erstellt und gilt als Begründer der forensischen Linguistik im deutschsprachigen Raum. Bei der Textanalyse wird heute noch nach den sprachwissenschaftlichen Grundsätzen gearbeitet, die er entwickelt und etabliert hat. Einer der Kernbereiche der forensischen Linguistik ist heute die Autorenerkennung von Texten in Ermittlungsverfahren, z. B. bei anonymen Briefen, Erpresserbriefen, Bekennerschreibern, Geständnissen, Testamenten oder Plagiaten. Auf diesen Bereich sind die Sprachprofiler des Institut für forensische Textanalyse spezialisiert.
Wissenschaftliche Einordnung der forensischen Linguistik
Die forensische Linguistik ist eine Unterdisziplin der angewandten Linguistik. Sie befasst sich mit Themen an der Schnittstelle von Sprache, Recht und Gesetz, sowie Kriminalität und Verbrechen. Ein Teilbereich der forensischen Linguistik ist das sogenannte Sprachprofiling.
Forensische Phonetik
Neben der forensichen Linguistik gibt es beispielsweise auch die forensische Phonetik, die Identifkikation von Sprechern durch Stimmanalyse.
Sprachprofiling in der Praxis
Ausgangspunkt der Analyse ist in der Regel der anonyme Brief. Diesen zerlegen Sprachprofiler in seine sprachlichen Bestandteile. Wie ein Arzt bei der Anamnese wird ein Befund erhoben. Im ersten Schritt wird der anonyme Brief beschrieben: Aus welchen Elementen er sich wie zusammensetzt. Sprachprofiler sezieren gleichsam jedes Detail. Satz für Satz, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe, Zeichen für Zeichen, Punkt für Punkt. So schlüsseln wir Sprachmuster auf und machen diese nachvollziehbar. Dabei setzen wir auch Software ein, die uns hilft, unsere „manuellen“ Analysen zu objektivieren.
Unter dem Strich bleibt Sprachprofiling jedoch Handarbeit. Oder besser gesagt: Hirnarbeit. Bis die künstliche Intelligenz so weit ist, ist der menschliche Auswerter unverzichtbar. Und vermutlich wird er es auch danach bleiben. Weil unsere Sprache vielschichtig und komplex ist, tun sich Maschinen schwer, sie zu erfassen. Das erkennen wir jeden Tag schon allein daran, wie oft uns die Autokorrektur unseres Smartphones korrigieren möchte, und damit einiges eher komplizierter macht als besser. Auch wenn es Regeln für jede Sprache gibt, sind diese am Ende nichts anderes, als von Menschen unternommene Versuche, Sprache zu verstehen. Aber Sprache bleibt wandelbar und individuell.
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